Vermisstenfall Rebecca Reusch

Um eines vorweg zu nehmen. In diesem Artikel soll es nicht um die Frage von Unschuld oder Schuld des verdächtigen Schwagers gehen, sondern um die rechtlichen wie auch ethischen Aspekte im Vermisstenfall Rebecca Reusch und die damit einherghenden Vorverdächtigungen gegen die gesamte Familie des verschwundenen Mädchens. Der Fall bewegt sich zwischen Anteilnahme, Spekulationen und Vorverurteilung. Die Möglichkeit, dass kein Familienmitglied etwas mit dem Verschwinden des damals 15 Jahre alten Mädchens zu tun hat, kommt offenbar gar nicht erst in Betracht.

Stattdessen wird schnell ein Hauptverdächtigter ausgemacht und auch darüber, ob die Familie den mutmaßlichen Täter deckt, wird mit blühnender Phantasie gemutmaßt. Dass jedoch alles rund um den Vermisstenfall Rebecca Reusch alles ganz anders sein könnte, wird kaum ernsthaft sinniert. Und somit gerät das Leid der Familie ins Hintertreffen.

Grundsätzlich besteht im deutschen Recht die Unschuldsvermutung – solange, bis eine tatverdächtigte Person rechtskräftig verurteilt wurde. Auf eine Chronologie sowie eine vollumfängliche  Zusammenfassung des Vermisstenfalls verzichten wir. Warum, das erklärt sich im Laufe unseres Artikels.

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Deutschlands bekanntester Vermisstenfall Rebecca Reusch

Fest steht nur eins: Vermutlich seit dem 18. Februar 2019 gilt die damals 15-jährige Rebecca Reusch als vermisst. Aktuell schreiben wir Oktober 2025. Derzeit beherrschen zum Fall Rebecca Reusch aktuelle Nachrichten die Medienlandschaft, YouTube und soziale Netzwerke wie TikTok, Instagram & Co.

Am Wochenende soll Rebecca Reusch im Haus ihrer Schwester Jessica und ihrem Schwager Florian R. übernachtet haben. Am Montag, den 18. Februar 2019, sollte die damals 15 Jahre alte Rebecca Reusch von dort aus in die Schule gehen. Dort kam die Jugendliche nie an – bisher fehlt jedes Lebenszeigen von ihr.

15-Jährige seit Februar 2019 vermisst

In der Schule ist die damals 15-Jährige Schülerin nie angekommen und gilt bis heute als vermisst. Beccis Eltern haben am Nachmittag oder Abend des gleichen Tages ihre Tochter bei der Berliiner Polizei vermisst gemeldet.

Ermittler & Staatsanwaltschaft sicher: Sie hat das Haus nicht lebend verlassen

Schnell gingen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass Rebecca das Haus ihrer Schwester und des Schwagers von Rebecca Reusch nicht lebend verlassen habe. Die Ermittler gingen davon aus, dass nur der Schwager wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts in Betracht käme. Dieser Verdacht wurde auch schnell an die Medien kommuniziert und damit die Vorverurteilung zum Nachteil von Beccis Schwager manifestiert. Dies hält seit fast 7 Jahren an.

Verdächtiger Schwager der Verschwundenen im Fall Rebecca Reusch

Am Abend des 17. Februar 2019 sei der bislang einzige Tatverdächtige auf einer verspäteten Weihnachtsfeier gewesen und erst am frühen Morgen des 18. Februar 2019 nach Hause gekommen sein. Rebecca und ihre Schwester sollen nach Aussagen der Schwester einen gemeinsamen Mädelsabend verbracht haben – mit PC-Spielen und Pizza mit Käserand.

Am Montagmorgen habe die Schwester sich selbst und ihr Kind fertig gemacht, das Kind in die Kita gebracht und sei dann zur Arbeit gefahren. Becci war also demnach alleine mit ihrem Schwager im Haus, bevor sie den Schulweg antreten sollte.

An eben jenem Montagmorgen versuchte Beccis Mutter ihre Tochter anzurufen, um sicherzustellen, dass die 15-jährige wach sei und sich auf den Weg zur Schule machen würde. Beccis Handy war aus. So rief die Mutter ihren Schwiegersohn an. Erst weggedrückt, dann zurückgerufen, solle dieser bestätigt haben, dass Becci das Haus verlassen habe.

Doch in der Schule kam Rebecca Reusch an diesem Tag und auch an den darauffolgenden Tagen nie an. Seither fehlt von Becci jedes Lebenszeichen. Rebecca Reusch verschwand mutmaßlich an diesem Tag und somit wurde Florian R. zum Hauptverdächtigen.

Fortan gilt Florian R. als jene Person, die Rebecca Reusch zuletzt lebend gesehen haben könnte. Ob dies tatsächlich der Fall ist, bleibt bis zum aktuellen Zeitpunkt (25. Oktober 2025) ungeklärt.

Ermittlung gegen Rebeccas Schwager  – der Mann der älteren Schwester

Dass im Rahmen der Ermittlungen durch die Berliner Staatsanwaltschaft herausgefunden worden sein soll, dass Angaben des Tatverdächtigen Florian R. widersprüchlich sein sollen, erhärtete schon zum frühen Zeitpunkt den Tatverdacht gegen Rebecca Reuschs Schwager.

So solle dieser entgegen seiner Aussagen nach Rückkehr von der nachgeholten Weihnachtsfeier sich nicht sofort zum Schlafen gelegt, sondern einschlägige Videos angeschaut haben. Auch solle er mit einem rosa Twingo am Montagmorgen unterwegs gewesen sein, nicht so, wie von ihm ausgesagt, geschlafen haben. Später wurde in den Raum gestellt, er habe an diesem Montagmorgen, als Rebecca verschwand, im rosafarbenen Twingo eine Fahrt als Drogenkurier gemacht. Beweise dafür gibt es zumindest nach öffentlichem Kenntnisstand nicht.

Es stand jedoch ein weiterer, weitaus folgenschwererer Verdacht im Raum, was diese Fahrten anbetrifft:

Florian R. verbrachte Rebecca Reusch an einen anderen Ort – gegen ihren Willen oder gar leblos.

Acuh dafür mangelt es an konkreten Beweisen – zumindest demnach, was Polizei und Staatsanwalt an Informationen nach außen dringen lassen,

Ermittlungen gegen Tatverdächtigen im Vermisstenfall – scheinbar ergebnislos

Bereits vor Jahren fanden umfangreiche Ermittlungen gegen den Tatverdächtigen statt. So auch mehrere Hausdurchsuchungen im Haus des Schwagers in Berlin-Britz. Offenbar wurden keine bzw. keine hinreichenden Spuren gefunden, die zweifelsfrei auf ein Tötungsdelikt an Rebecca Reusch hinweisen. Bereits zweimal wurde der Tatverdächtige verhaftet – und wieder freigelassen.

Auch Familie Reusch gerät in Verdacht

Trotz bisher nicht erwiesener Tat bzw. erwiesener Täterschaft durch Florian R. hielten die Eltern von Rebecca Reusch zu ihrem Schwiegersohn und schlossen jeglichen Verdacht aus – ebenso, wie Beccis Schwestern und somit auch die Frau von Florian R.

Aufgrund der medialen Berichterstattung und Interviews der Eltern von Rebecca Reusch geriet die ganze Familie von Becci in Verdacht, etwas zu verheimlichen, mehr zu wissen oder gar Rebecca Reusch getötet zu haben oder zumindest für das Verschwinden der damals 15-Jährigen verantwortlich zu sein.

Das Halten zu Florian R. wurde zum vermeintlich sicheren Beweis, dass Schwester Jessica und Beccis Eltern etwas mit der Tat zu tun haben müssen.

Wie ist Rebecca Reusch verschwunden?

Hat Rebecca Reusch am Morgen des 18. Februar 2019 das Haus freiwillig verlassen? Kam sie vor dem Aufbruch zur Schule im Haus von ihrer Schwester und ihrem Schwager durch einen Unfall ums Leben? Hat sie das Haus nicht lebend verlassen? Wurde sie im Haus getötet? Ist ihr auf dem Schulweg etwas zugestoßen? Oder verschwand das Mädchen shcon vor dem Morgen des 18. Februar 2019? All diese Fragen sind zumindest bis zum Oktober 2025 ungeklärt. Nur eins steht fest:

Becci gilt bis zum heutigen Tage als vermisst.

Aktuell: Grundstück in Herzberg durchsucht

Im Oktober 2025 kam erneut Bewegung in den Fall, um das Schicksal von Rebecca aufzuklären. Medienwirksam durchsucht wurden zwei Grundstücke, die im Zusammenhang mit der Großmutter des Schwagers stehen. Entweder gehörten sie ihr oder zumindest wohnte sie dort. In der Presse und in den Medien wurde zu diesen Details widersprüchlich berichtet. Für die mediale Berichterstattung genügte irgendein Bezug von Florian R. zu den Grundstücken vollkommen aus.

Am 20. Oktober 2025 rückten die Ermittlungsbehörden mit Man-Trailer Hunden, Leichenspürhunden, Bodenradar, Bagger und einer Drohne zunächst im Ortsteil Lindenberg in der Gemeinde Tauche in Brandenburg, einen Tag später auf dem Gelände in Herzberg an, einem Ortsteil der Gemeinde Rietz-Neuendorf im Brandenburger Landkreis Oder-Spree.

Zunächst kam die Vermutung auf, es seien neue Hinweise im Fall Rebecca Reusch eingegangen. Späteren Medienberichten zufolge wurde zuvor die Mordkommission mit neuen Ermittlern besetzt, die zu neuen Ermittlungserkenntnissen gelangt seien, mit denen die Durchsuchungen der beiden Grundstücke begründet wurden. Man ginge davon aus, dass Florian R. seine Schwägerin getötet und zumindest vorrübergehend dorthin verbracht haben könnte. Damit wurde aus dem Vermisstenfall Rebecca Reusch der mutmaßliche Mordfall Rebecca Reusch. Der Tatverdacht Mord gegen ihren Schwager Florian R. wurde im Oktober 2025 in aller Deutlichkeit ausgesprochen.

Was hat die Durchsuchung im Fall der vermissten Rebecca Reusch gebracht?

Auf dem Grundstück in Tauche wurde zumindest in einer großen Papiertüte etwas von den Ermittlern davongetragen. In Herzberg übergab ein Polizeibeamter einem Kollegen etwas, was laut Videoaufnahmen ein Vans Schuh sein könnte (!sic). Einen, wie ihn Rebecca bei ihrem Verschwinden getragen haben könnte, so auch der Polizei Berlin Pressebericht vom 22.10.2025. Das Handling mit dem mutmaßlich verdächtigen Gegenstandes dürfte diese Spekulation jedoch ausschließen.

Neue Suchaktionen bislang ohne Ergebnis?

Neue Erkenntnisse zum Fall wurden seitens der Behörden noch nicht kommuniert. Eine Presseerklärung fand bis Anfang November 2025 nicht statt. Bislang üben sich die Ermittlungsbehörden in Schweigen, was die neuen Ermittlungen rund um die verschwundene Rebecca aus Berlin angeht. Dies könnte folgenden Schluss zulassen:

Zumindest vorläufig gibt es keine Hinweise auf Rebeccas Verbleib.

Ende Oktober 2025 teilten die Behörden jedoch mit, dass man einen zeitlichen Fahrplan aufgestellt habe. Demnach könnte es um die Weihnachtszeit herum weitere Informationen für die Öffentlichkeit geben.

Sind die Ermittler voreingenommen?

Seit sechs Jahren und 8 Monaten ist Becci nun spurlos verschwunden. Über 3.200 Hinweise aus der Bevölkerung sind bislang eingegangen. Einige Zeugen wollen Rebecca Reusch an jenem Montagmorgen und an jenem Montagmittag gesehen haben. Demnach sei Rebecca mit einer rosafarbenen Decke unterwegs gewesen. Jene Decke, die mit Rebecca aus dem Haus ihrer Schwester verschwunden sei. Dies würde den Haupttatverdächtigen Florian F. von jedem Verdacht freisprechen.

Drei Reiterinnen erhärten Tatverdacht

Jedoch: Drei Reiterinnen wollen nach Rebeccas Verschwinden in der Nähe des Grundstücks in Herzberg verdächtige Beobachtungen gemacht und den einzigen Tatverdächtigen erkannt haben, was den Tatverdacht erhärten würde.

Der Kofferraum des Twingos

Erhärtend ist auch, dass im Kofferraum des himbeerfarbenen Twingo Haare von Rebecca und Faserspuren der rosa Decke gefunden worden seien – ein scheinbar eindeutiger Hinweis darauf, dass Florian R. den leblosen Körper vom Tatort entfernt und zumindest vorübergehend zu einem der Grundstücke der Großeltern und später von dort an einen bislang unbekannten Ort verbracht haben könnte. Es kam jedoch heraus, dass es sich bei dem gefundenen Haar nicht um Haar von Rebecca Reusch handelte.

Der verschwundene Gürtel des Bademantels

Während einer Hausdurchsuchung fanden Ermittler einen Bademantel ohne Bademantelgürtel. Könnte es sich dabei etwa um ein fehlendes Beweisstück oder gar die Mordtatwaffe handeln? Erklärungen seitens der Familie, warum der Gürtel des Bademantels fehlt und wie Fasern der Decke in den Kofferraum des Twingos gelangt seien, werden zum Indiz, dass sie alle etwas mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun haben müssen.

Indes kann man durchaus den Eindruck gewinnen, die Ermittler könnten voreingenommen sein. Es wirkt ja alles so einfach: Ein Mann war vermutlich alleine mit dem Mädchen im Haus, da muss etwas passiert sein und nur einer kommt als Täter in Betracht – er! Demgegenüber steht, dass Rebeccas Spuren sich verloren haben. Entweder im Haus oder nachdem sie das Haus verlassen hat.

Welche weiteren Ermittlungsansätze blieben den Ermittlern?

Während sich scheinbar alle Ermittlungen gegen den Tatverdächtigen richten, könnte man aufgrund der kargen Informationen an die Öffentlichkeit den Eindruck erlangen, dass andere Ermittlungsansätze nicht ausreichend verfolgt würden. Zumindet kommunizieren die Behörden nur wenig darüber, wie entlastende Zeugenaussagen nachverfolgt werden.

Öffentlicher Druck: Ein Täter muss her

Der Vermisstenfall Rebecca Reusch fand seinen Anfang zu eben jener Zeit, in der sich soziale Netzwerke wie Pilze auf Waldboden ausbreiteten, YouTube, TikTok und Co zu lukrativen Einnahmequellen mit hoher Reichweite wurden.

Von einem Tag auf den nächsten war es für Jedermann möglich zu judgen. Sachverhalte zu beurteilen. Zu urteilen und zu richten.

Rebeccas Schicksal befeuerte die Gemüter. Die einen entwickelten Empathie für Beccis Familie. Die andern machten in Florian R. den perfekten Mörder von Rebecca Reusch aus. So oder so: Ein Täter muss her! Somit gerieten angesichts der unzähligen True Crime Berichterstattung über die vermisste Rebecca und noch mehr Reactions die Ermittler unter Erfolgsdruck.

Glaubwürdigkeit der Zeugen

Rebecca wurde am Montag ihres Verschwindens mehrfach in der Öffentlichkeit gesehen. Dies berichteten mehrere Zeugen unabhängig voneinander. Eine Zeugin, Frau „Müller“, soll ebenfalls eine Sichtung an die Polizei gemeldet haben, jedoch sei ihre Meldung abgeschmettert worden sein, so berichtete Zeugin „Müller“ vor laufender Kamera.

Rebecca sei zudem auch an der Bushaltestelle auf dem Weg zur Schule gesehen worden sein. Mit der rosa Decke. Aufzeichnungen von Videokameras sollen dies jedoch nicht bestätigt haben. Ein Mädchen, welches Rebecca kannte, beschrieb, es habe Becci beim Telefonieren an der Bushaltestelle gesehen. Auch habe sie am Morgen einer Freundin ein Snapshot geschickt haben, fertig angezogen kurz vor dem Aufbruch zum Schulweg. Ein weiterer Zeuge will Rebecca in Polen in einem Einkaufszentrum gesehen haben.

Jene Zeugenaussagen sprächen gegen die Tätertheorie, die nunmehr fast 7 Jahre anhält.

Ob die vielen Zeugenaussagen glaubwürdig sind oder nicht, konnte bis jetzt nicht geklärt werden. Inwieweit die Ermittler jenen Zeugenaussagen Gewicht beimessen, kann von außen nicht beurteilt werden.

Handfeste Beweise, dass Rebecca das Haus in Berlin-Britz nicht lebend verlassen und sie den Schulweg nicht angetreten hat, gibt es keine. Das einzige, was bislang offiziell bekannt für die Täterschaft des Schwagers sprechen könnte, sind Widersprüche in seinen Aussagen und Kennzeichenerfassungen.

Kesy – oder die Übergriffigkeit des Rechtsstaats?

Seit 2010 wird in Brandenburg die automatische Kennzeichenerfassung Kesy genutzt. Fahrzeuge, die über die Autobahn fahren, werden von Kesy automatisch erfasst. So erging es dem Haupttatverdächtigen im Vermisstenfall Rebecca Reusch.

Entgegen seiner anfänglichen Behauptungen, er habe am Morgen des mutmaßlichen Verschwindens seiner Schwägerin geschlafen, wurde der himbeerrote Twingo auf der Autobahn erfasst. Zwar handelt es sich bei der Kennzeichenerfassung um ein rechtlich äußerst fragwürdiges Ermittlungsinstrument, wie der Stern hier mit konkretem Fallbezug berichtet. Dennoch wurde es dem Tatverdächtigen Florian R. zum Verhängnis.

Zunächst geleugnet, soll Florian R. später die Fahrten eingeräumt haben. Über den Grund dieser Fahrten schweigt sich der Tatverdächtige bis heute aus und geriet damit unter Mordverdacht.

Welcher Grund für seine Fahrten schwerwiegender sein könnte, als den Tatverdacht gegen sich selbst zu entkräften, indem er sich gegenüber den Ermittlungsbehörden erklären würde, bleibt bislang ungeklärt. Wohin Beccis Schwager an jenem Morgen gefahren sein soll, bleibt ebenfalls ungeklärt – bis jetzt.

Obwohl das automatische Erkennungssystem Kesy rechtlich umstritten ist und keinen hieb- und stichfesten Beweis liefert, wohin der Verdächtige – oder eine andere Person – am Morgen des 18. Februar 2019 fuhr, scheint dies das schwerwiegendste und vielleicht einzige Indiz zu sein, das für ein Kapitalverbrechen an Rebecca Reusch sprechen könnte.

Wo ist das Handy von Rebecca Reusch?

Ach nein, da gibt es ja noch Beccis untypisches Handyverhalten. Sie sei am Wochenende nur wenig online gewesen. Zum letzten Mal am Montagmorgen. Da war ihr Smartphone kurz noch einmal mit dem Router im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers verbunden.

Was vermag dieses Details aussagen!?

In einem Gerichtsverfahren in einer völlig anderen Sache ging es in einer gerichtlichen Zeugenbefragung durch den Oberstaatsanwalt um die elektronisch geführte Kommunikation zwischen Tatverdächtigem und Zeugin. Inhalte der Kommunikation belasteten den Tatverdächtigen schwer. Der Oberstaatsanwalt führte mit einer entscheidenden Frage an die Zeugin die Beweisführung ad absurdum:

Woher wollen Sie wissen, dass der Tatverdächtige selbst über Computer und Handy die Nachrichten an Sie geschrieben hat? Hätte nicht auch eine andere Person diese Nachrichten schreiben können?

Übertrüge man diese juristisch spitzfindige, aber konsequent logische Hinterfragung eines scheinbar eindeutigen Sachverhalts auf den Vermisstenfall Rebecca Reusch, müsste alles hinterfragt und neu bewertet werden.

  • Ist Rebecca Reusch wirklich erst am 18. Februar 20219 verschwunden?
  • Verschwand das Mädchen schon vor diesem Tag und war nur noch ihr Handy im Haus von Schwester und Schwager?
  • Wurden KESY-Daten über den Twingo auch für die Tage vor dem 18. Februar 2019 angefragt?
  • Welche Aussagekraft hätten die KESY-Daten vom 18. Februar 2019 überhaupt noch, wenn ein möglicher Tatzeitpunkt vor diesem Tag liegen könnte?
  • Oder hat das Mädchen tatsächlich zusammen mit seinem Handy das Haus von Schwester und Schwager verlassen und kein Familienangehöriger hat etwas mit Beccis Verschwinden zu tun?
  • Ist Rebecca Reusch weggelaufen oder ist ihr außer Haus auf dem angetretenen Schulweg etwas anderes passiert?
  • Hatte das Mädchen eine Verabredung mit einer bisher unbekannten Person?
  • Wurde sie entführt?
  • Wird sie irgendwo gegen ihren Willen festgehalten? So, wie Natascha Kampusch?

Die Rolle der Medien, Podcaster, YouTube & „Hobbyermittler“

Nicht nur Ermittlungsbehörden wie Polizei, BKA und Generalstaatsanwaltschaft Berlin sind bislang dem Vermisstenfall nachgegangen, sondern auch medial machte man sich auf die Suche nach Erklärungen.

Rebecca Reusch – Deutschlands „beliebtester“ True Crime Fall

Spätestens mit dem Rebecca Reusch Vermisstenfall kam ein neuer Trend auf: True Crime. True Crime Podcasts sind die perfekte akustische Untermalung bei Arbeiten im Haushalt, Sport und langen Autofahrten. Aber auch eine lukrative Einnahmequelle für Podcaster und YouTuber.

Während die Ermittler scheinbar im Vermisstenfall Rebecca Reusch im Dunklen tappen, bitten sie die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Suche nach Rebecca Reusch.

Offiziellen Zeugenaufrufen folgend, gingen weit über 3000 Hinweise ein. Umso mehr öffentlichkeitswirksame Bekanntheit der Vermisstenfall erlangte, desto mehr wurde und wird über den Fall berichtet. Gleichsam wuchsen und wachsen damit all die vielen Fragen, Verdachtstheorien, wilde Spekulationen, Fake-News und Vorverurteilungen.

Wo es keine Antworten gibt, reifen Spekulationen heran

Ob es nach nunmehr fast 7 Jahren seit dem Verschwinden des Mädchens tatsächlich neue Erkenntnisse im Rahmen der Ermittlungsarbeiten der neu eingesetzten Ermittler gibt, bleibt bisweilen der Öffentlichkeit verborgen. Indes wächst das öffentliche Interesse, den Vermisstenfall Rebecca Reusch endlich abzuschließen.

Irgendjemand soll endlich in Verantwortung genommen werden – für was und wer auch immer!

Die Ungeduld wächst im Vermisstenfall Rebecca Reusch

Während YouTuber, Podcaster und Co sich jederzeit diesem Fall entziehen könnten, gilt dies nicht für die Angehörigen von Rebecca Reusch. Diese sehen sich nicht nur den notwendigen Ermittlungen der Behörden gegenüber ausgesetzt, sondern auch seit knapp 7 Jahren den kuriosesten Spekulationen, die in sämtlichen Netzwerken in epischer Breite diskutiert werden. Einige Beispiele:

  • In den frühen Morgenstunden könnte die Schwester Rebecca mit ihrem Mann in flagranti erwischt und getötet haben.
  • Becci könnte von Florian R. schwanger gewesen sein.
  • Wurde Rebecca wegen Schulden an einen Menschenhändlerring verkauft?
  • Rebeccas Eltern wüssten mehr, als sie zugeben würden.

Auf der Suche nach Antworten liefern beflügelte Phantasien Spekulationen, die bis hin zum Mordkomplott der gesamten Familie reichen. Wurde es in den vergangenen Jahren doch ruhiger in der YouTube und Social Media Szene, sorgten die neuen Ermittlungen im Oktober 2025 für einen regelrechten Boom. So mancher Kanal, der schon längst an Reichweite eingebüsst hatte und aufgegeben wurde, wurde nun wiederbelebt.

Der Vermisstenfall Rebecca Reusch ist ein Klick-Garant. Klickbait tut sein Übriges.  Mainstream-Presse, TikToker und YouTuber nehmen sich nichts. Teilweise dreimal täglich oder im 5-8 stündigen Lifestream werden all die feinen bestätigen oder nicht bestätigten Detwails bis ins Kleinste seziert.

„Was glaubt ihr, schreibt es in die Kommentare“!

Mit diesen Worten wird dazu aufgerufen, sich an den Spekulationen zu beteiligen, den Phantasien freien Lauf zu lassen. Aber bitte immer schön freundlich, respektvoll und ohne jemanden zu beschuldigen. Bitte immer im Konjunktiv bleiben, niemals den Namen ausschreiben, sondern möglichst nur mit dem Anfangsbuchstaben abkürzen. Schließlich gilt die Unschuldsvermutung.

Angehörige im Fokus der Spekulationen

Ob Podcast, YouTube, TikTok: Jedes Wort von Beccis Angehörigen wird bis ins kleinste Detail hinterfragt. Jede Mimik akribisch analysiert. Hier werden Widersprüche erkannt, dort verdächtige Hinweise entlarvt, die zweifelsfrei auf einen brutalen Mord an Rebecca Reusch schließen lassen. Die Spekulationen machen sogar nicht einmal gegenüber den Ermittlern Halt. Was vertuschen die Ermittler? Andere wiederum sind sich sicher, dass die Ermittler sich zu schnell auf den Schwager eingeschossen hätten und somit andere, womöglich erfolgsversprechende Ermittlungsansätze gar nicht erst verfolgt würden.

Konkurrenzkampf der Medien

Aber nicht nur in der Kritik stehende YouTuber, TikToker, Podcaster, Privatermittler und Hobby-Detektive beteiligen sich an Spekulationen rund um den Vermisstenfall. Auch die Presse macht mit. Im Zusammenhang mit den neuesten Hausdurchsuchungen im Oktober 2025 wird deutlich: Längst scheint eine Art Wettbewerb aufgekeimt zu sein. Zwischen etablierten Medien, Alternativmedien, Hobby-Ermittlern und Menschen, die Anteil am Schicksal von Rebecca und ihrer Familie nehmen wollen.

Es geht nicht mehr um sachliche Berichterstattung. Im Zeitalter des Verlagssterbens und dem Fernsehprogramm verdrängenden Internet heißt die Devise schnell sein. Da sind Klickbait und der Eile geschuldetete Fehler in der Berichterstattung legitime Mittel. War Rebekkas Handy nun um 7:35 Uhr oder um 8:15 Uhr zum letzten mal im Router eingelockt? Solche Details verlieren an Bedeutung. Trug sie diese oder eine andere Hose? Auch das ist nicht so wichtig bei den großen Medien. Hat Rebeccas Mutter dieses oder jenes gesagt? Oder wurden Aussagen nur verdreht, weil einer vom anderen abschrieb und Fakten dabei wie bei der stillen Post zu anderen Fakten umformuliert wurden?

Auch dieser Umstand deutet eher auf einen Kampf um die eigene Daseinsberechtigung denn um die Aufklärung des Falls hin:

Während Fotografen großer Medien und Journalisten mit echtem Presseausweis selbstverständlich den jüngsten Suchmaßnahmen im Oktober 2025 südöstlich von Berlin beiwohnen dürfen, dem öffentlichen Interesse geschuldet gar beiwohnen müssen, wird die Neugier alternativer Berichterstatter stark kritisiert. So etwa durch Staatsanwaltschaftssprecher Michel Petzold. Sie würden die Arbeit der Ermittler behindern, womöglich sogar Spuren vernichten, wenngleich die Beamten die durchsuchten Grundstücke abgesperrt hatten. Presse und TV-Sender steigen auf das Pferd auf und berichten über die störenden Gaffer mit Selfie-Stick sowie die Privatermittler.

Das öffentliche Interesse im Vermisstenfall

Gleichsam muss jedoch hinterfragt werden, ob nicht gerade deshalb das Interesse an der Aufklärung des Vermisstenfalls Rebecca Reusch auch nach fast 7 Jahren anhält, weil es eben jene Berichterstatter und Hobby-Detektive gibt, die immer wieder an das vermisste Mädchen aus Berlin erinnern und den mahnenden Zeigefinger erheben. Hat dies doch bis heute dafür gesorgt, dass die Suche nach Rebecca Reusch bis jetzt nicht als Cold-Case-Fall ad acta gelegt wurde.

Aufklärung des Vermisstenfalls um jeden Preis?

Nach wie vor hält das öffentliche Interesse zum Vermisstenfall Rebecca Reusch an. Die Öffentlichkeit will wissen, ob und was mit Rebecca Reusch passiert ist; will einen Täter, eine Täterin oder ein Täterkollektiv präsentiert bekommen.

Die Rufe nach Aufklärung werden lauter. Inzwischen gibt es kaum ein Medium, das nicht zumindest eine Rebecca Reusch Dokumentation gedreht hat. RTL, Bild, Welt, Spiegel – sie alle berichten über den Fall und haben im Laufe der Jahre den beinahe perfekten Täter manifestiert:

Beccis Schwager Florian R. Und wenn es der nicht war, war es Beccis Schwester Jessica – oder Beccis Eltern.

So nachvollziebar das Interesse an der Aufklärung des Falls ist, so wenig ethisch ist das, was diesen Fall von Anfang an prägt: Die Vorverurteilung!

Vorveruteilung ohne Nachweis eines Verbrechens

Im Vermisstenfall Rebecca Reusch ist bis zum aktuellen Tag unklar, ob ein Verbrechen passiert ist. Doch durch die Vorverurteilung hat sich über die Jahre hinweg ein öffentliches Meinungsbild manifestiert, das weitreichende Folgen für die gesamte Familie Reusch hat.

Täter häufig im Umfeld zu finden

Wenngleich Kriminalstatistiken belegen, dass Täter oft aus dem familiären Umfeld bzw. Nahumfeld des Opfers kommen, gilt in Deutschland die Unschuldsvermutung, bis das Verbrechen aufgeklärt und der Täter anhand von Beweisen der Tat überführt wurde.

Auch Angehörige sind Opfer

Gleichsam gilt solange das Mitgefühl Eltern, Geschwistern und weiteren Angehörigen, wie etwa dem Schwager und den Großeltern, bis einer von ihnen oder sogar alle nachweislich als Täter überführt wurde. Ob es überhaupt eine Tat gab und ob überhaupt ein Familienmitglied beteiligt ist, ist fraglich. Nach wie vor gilt Rebecca Reusch heute als vermisst. Beweise für ihren Tod gibt es nicht oder werden bis heute aus ermittlungstaktischen Gründen geheim gehalten.

Zum aktuellen Zeitpunkt haben wir also einen ungeklärten Vermisstenfall und eine Familie, die sich seit numehr fast 7 Jahren tagtäglich Sorgen um Becci macht und sich seit dem gleichen Zeitraum massiven öffentlichen Anschuldigungen, Verdächtigungen und Vorverurteilungen ausgesetzt sieht.

Von einem Tag auf den anderen wurde Familie Reusch zur gläsernen Familie, der weitestgehend Rechtsschutz duch einen unserer wichtigsten rechtsstaatlichen Prinzipien entzogen wurde: Die Unschuldsvermutung.

Warum ist die Unschuldsvermutung ein Grundprinzip des Rechts?

Die Unschuldsvrmutung ist für jeden wichtig. Aus einem Grund: Um nicht für Dinge bestraft zu werden, die man nicht getan hat. Niemand ist davor gefeit, unschuldig in Verdacht geraten zu können, wenngleich in vielen Fällen immer auch die Wahrscheinlichkeit besteht, dass Täter eben nicht aus dem Nahumfeld kommen. Ein bekannter Fall ist Natascha Kampusch, nachzulesen auf Wikipedia.

(2) Jede Person, die einer Straftat angeklagt ist, gilt bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig.

Quelle Europäische Menschenrechtskonvention, Art. 6

Alle Verdächtigen wegsperren auf Verdacht

Wenn es nach einigen geht, die sich mit dem Vermisstenfall Rebecca Reusch beschäftigen, sollte man den Tatverdächtigen Florian R. in Haft nehmen, bis seine Schuld oder Unschuld bewiesen ist. Ginge es demnach würde Florian R. heute fast 7 Jahre im Gefängnis sitzen.

Einige Beobachter sind sich aber sicher, dass nicht Florian R. Rebecca getötet, sondern nur den leblosen Körper der damals 15-Jährigen verbacht hätte. Beccis Schwester könnte das Mädchen ermordet haben. Also sollte auch sie vorsorglich im Gefängnis und die beiden minderjährigen Kinder des Paares in der Obhut des Jugendamtes sein.

Es gibt noch eine Dritte Gruppe, die zweifelsfrei den Eltern von Rebecca Reusch unterstellt, in einem Mordkomplott beteiligt zu sein. In Konsequenz sollten deshalb auch Beccis Eltern vorsorglich inhaftiert werden. Solange, bis das Schicksal der damals 15-jährigen Vermissten endgültig aufgeklärt würde – oder nicht. Dann bleiben einfach alle lebenslänglich auf Verdacht im Gefängnis, was einem Hexenprozess gleichkäme.

Fall Peggy Knobloch: Ulvi Kulaç 14 Jahre unschuldig hinter Gittern

Der Vermisstenfall Rebecca Reusch weist Paralleln zum Vermisstenfall Peggy Knobloch auf. Die damals 9-jährige Peggy Knobloch verschwand am 7. Mai 2001. Erst 15 Jahre später wurden am 2. Juli 2016 ihre sterblichen Überreste gefunden.

Schnell wurde ein Tatverdächtiger ausgemacht: der geistig behinderte Ulvi Kulaç. Trotz fehlender Beweise für eine Schuld am Tod der kleinen Peggy Knobloch wurde Ulvi Kulaç der Prozess gemacht. Der mutmaßliche Täter saß 14 Jahre unschuldig in Haft. Erst duch ein Wiederaufnahmeverfahren gelang es dem inzwischen tödlich verunglückten Rechtsanwalt Thomas Saschenbrecker und dem unermüdlichen Einsatz der Betreuerin von Ulvi Kulaç seine Freilassung zu erreichen.

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