Mobbing in der Schule
In deutschen Schulen wird gemobbt, was das Zeug hält und die Folgen von Mobbing in der Schule werden regelmäßig von Schulleitung, Lehrpersonal und Schulamt kleingeredet, wie es beispielsweise einer Mutter aus Mecklenburg-Vorpommern ergeht. Unzählige Chat-Verläufe ihres Kindes und Mitschülern machen deutlich, wie sich Schüler untereinander mobben. Im Elterngespräch in Gegenwart von Klassenlehrerin und Schulleiter angesprochen passierte? Das was meistens passiert!
An unserer Schule gibt es kein Mobbing!
Auch, nachdem das Schulamt wegen dem Mobbing in der Schule und wegen anderer Missstände von der Mutter eingeschaltet wurde, passierte: nichts. Die Mutter bat um ein weiteres Gespräch in der Schule. Mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass Schulamt und Jugendamt ebenfalls zum Elterngespräch erscheinen. Was passierte: das Schulamt teilte schriftlich mit, dass man keinen Gesprächsbedarf sehe – es gäbe kein Gespräch.
Berliner Grundschülerin nimmt sich nach Mobbing das Leben
Von behördlicher Seite gab es auch an einer Berliner Grundschule keinen Redebedarf. Eine Gesprächsverweigerung, die Folgen hat. Tödliche Folgen. Eine 11-jährige Schülerin einer Grundschule in Berlin Reinickendorf begeht Suizid.
Erst vor drei Wochen habe sich die Gesamtelternvertretung intensiv mit dem Thema Gewalt und Mobbing befasst, erzählt der Vater: „Darüber weiß auch der zuständige Schulamtsleiter Bescheid. Es soll nicht nur Mobbing zwischen den Kindern, sondern auch Gewalt von einer Lehrerin gegenüber den Schülern gegeben haben. Doch geschehen ist nichts.“
So zu lesen am 02. Februar 2019 in Der Tagesspiegel. Eine Pflichtlektüre. Zeigt dieser auf, wie es meistens läuft, wenn Eltern Lehrer oder Schule kritisieren. Zu Recht beklagte Vorfälle werden geleugnet, als „Einzelfall“ abgetan. Stattdessen werden Schuldzuweisungen gegen Kinder und Eltern gerichtet – und sowieso werden Schulprobleme gerne unter den Teppich gekehrt, damit nichts an die Öffentlichkeit dringt.
An der Hausotter-Grundschule im Reinickendorfer Ortsteil Schonholz ist das nun nicht mehr möglich. Der Tod der 11-jährigen Schülerin lässt sich nicht unter den Teppich kehren.
Täter-Opfer-Umkehr durch Lehrer und Schulleitung
Nun ist ein 11-jähriges Mädchen tot und eine Familie erlebt das größtmögliche Unglück. Wäre es vermeidbar gewesen?
„Seit mehr als einem Jahr gibt es massive Mobbingfälle an der Schule“, sagt ein Vater: „Es wurde immer wieder den Lehrern und der Schulleitung gegenüber angesprochen, vom Elternbeirat, aber auch von Müttern und Vätern, deren Kinder betroffen waren. Doch man hat alle Fälle einfach abgetan – nach dem Motto, das sei doch alles nicht so tragisch, oder die gemobbten Kinder seien ja auch nicht gerade Engel.“
Ein Berliner Anti-Mobbing-Trainer bestätigt, dass Schulen und Behörden immer gleiche Mechanismen anwenden:
Es wird beschwichtigt, geschwiegen oder sogar das Opfer zum Täter gemacht.
Weiter berichtet der Experte, dass Eltern eingeschüchtert und davon abgehalten werden, an die Öffentlichkeit zu gehen. Sechs mal, so der Experte, sei er auf Beerdigungen gewesen. Beerdigungen von Schülern und Schülerinnen, die ihrem Leben lieber ein Ende setzten, als weiter die Zustände an deutschen Schulen ertragen zu müssen. Seiner Schätzung setzt an jedem zweiten Tag ein deutsches Schulkind seinem Leben ein Ende.
Ob das Mädchen tatsächlich wegen Mobbing in der Schule den Freitod gewählt habe, ließen die Behörden unkommentiert, so ein Bericht der Ostsee-Zeitung.de.
Eine Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung bestätigte am Samstag auf Anfrage zwar den Todesfall, äußerte sich aber nicht näher zu den Umständen.
Quelle: http://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/Panorama/Tod-einer-Grundschuelerin-war-es-Suizid?
In der Berliner-Zeitung.de ist zu lesen:
Die Eltern des Kindes sollen noch vor kurzem wegen sogar körperlicher Angriffe auf das Mädchen Alarm geschlagen haben. Die Schulleitung habe auch hier nicht reagiert.
Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/berlin/suizid-einer-elfjaehrigen-toedliches-mobbing-an-reinickendorfer-grundschule-31977594?fbclid=IwAR0YlThpFiVaxchc7RvALCBVgoL9P4ztjZ25qm0k15iOxh0x8PjUwhecPrU
Update 04.02.2019: Laut Tagesspiegel liegt dem Nachrichtenmagazin ein Bericht vor, aus dem hervorgeht, dass Mobbing an der Hausotter-Grundschule in Reinickendorf bereits seit 2013 durch Schulinspektionen bekannt waren.
Demnach habe man bereits in 2013 „gravierende pädagogische und soziale Mängel“ an der Grundschule festgestellt. Die Schule habe – „wegen der dramatischen Situation“ – Hilfe von Außen abgelehnt.
Ihr wurde bescheinigt, dass ganze Gruppen von Schülern nicht in den Griff zu bekommen seien.
Zitat: https://m.tagesspiegel.de/berlin/suizid-einer-schuelerin-schulinspektion-stellte-schon-2013-mobbing-an-berliner-schule-fest/23948060.html?utm_source=whatsapp_campaign%3Dwhatsbroadcast&
Behörden werden erst aktiv, wenn der Deckmantel des Schweigens nicht mehr funktioniert
Laut dem Zeitungsartikel in Der Tagesspiegel haben die Behörden nach dem Selbstmord der 11-jährigen Berliner Schülerin Gewalt- und Krisenpsychologen eingeschaltet. Für die Betreuung der Mitschüler. Gewalt- und Krisenpsychologen seien eingeschaltet worden, um die Mitschüler zu betreuen.
- Warum blieb die Intervention aus, als vor einem Jahr oder vor drei Wochen Eltern und Elternvertretung das Mobbing in der Schule angezeigt haben?
- Wo blieb die Intervention, als es um Leben und Tod der 11-jährigen Schülerin ging?
- Wo bleibt die Intervention an allen deutschen Schulen, an denen tagtäglich gemobbt wird?
Die Berliner Grundschule lehnt ein Interview mit Der Tagesspiegel ab. Und macht sich damals ein weiteres Mal schuldig. Mit Rückendeckung zu zuständigen Schulamts.
Behörden bleiben untätig, Kinder und Eltern sich selbst überlassen
So, wie es den Berlinern Eltern vor dem Suizid der 11-Jährigen erging, ergeht es auch der Mutter in Mecklenburg-Vorpommern, genauer in der Kleinstadt Demmin, ergeht. Oder einer Mutter eines Saarländer Schülers. Uns sind zahlreiche Fälle bekannt, in denen Eltern sich hilfesuchend an Schule, Schulamt und Jugendamt wenden – wegen Mobbing in der Schule.
Überall berichtet man über gleiche Reaktionen, wie sie in Berlin geschildert werden:
- Leugnen
- Verharmlosung
- Täter-Opfer-Umkehr
- Ignoranz
- Androhung von Repressalien
In der Kleinstadt Demmin – Mecklenburg Vorpommern – erlebt eine Mutter aber auch andere Reaktionen. Jugendamt, Jugendgerichtshilfe und Kriminalpolizei räumen zumindest ein, dass es Probleme gibt. Probleme vielfältiger Art:
- Zigarettenhandel auf dem Schulhof
- Drogenhandel an der Schule
- Gewalt an der Schule
- Alkoholmissbrauch an der Schule
- Mobbing an der Schule
Gespräche mit Polizei, Kripo und Jugendamt fanden bereits viele statt und dort fand die Mutter Gehör, während in der Schule sich niemand zu Gesprächen verpflichtet sieht.
Sozialarbeit findet an dieser Demminer Schule nicht statt. Obwohl alleine aus einer 8. Schulklasse mehrere Schülerinnen und Schüler Jugendamt, Jugendgerichtshilfe und Kriminalpolizei „bekannt sind“.
Einige Polizeibeamte und auch der ASD vom regional zuständigen Jugendamt zeigten sich betroffen und bemüht. Doch dabei bleibt es. Immerhin: In unregelmäßigen Abständen mache nach eigenen Angaben die Polizei Drogentests an der Schule. Doch dies scheint nur ein Topfen auf den heißen Stein.
Ein Polizeibeamter räumte im 6-Augen-Gepräch ein, niemand traue sich, gegen die Drogenhändler vorzugehen. Weil hinter den kleinen Dealern noch ganz andere Kaliber stecken würden. Man habe Angst. Dies kommt der Kapitulation gleich.
Mit gleicher Kapitulation begegnen Schule, Schulleitung, Schulamt und Jugendamt diesen und weiteren Problemlagen an der Demminer Schule. Die Lokalpresse bleibt stumm und alles beim Alten. Kinder und Eltern bleiben sich selbst überlassen.
Lethargisch antwortet eine kurz vor der Rente stehende Lehrerin an der Schule in Demmin:
Man muss an ihrer Persönlichkeit arbeiten.
Bezogen auf eine Schülerin, die bis zur Beschulung dort keinerlei Probleme hatte, aber durch geduldetes Mobbing an der betreffenden Schule eine mehr als besorgniserregende Verwandlung durchmacht. Damit ist sie nicht die einzige Schülerin dieser Schule.
Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen
Als besonders suizidgefährdet gelten Kinder und Jugendliche:
- mit schlechten schulischen Leistungen (Fortune et al., 2007)
- als jugendliche Straftäter (Suk et al., 2009; Brunner et al., 2007)
- bei Störung der geschlechtlichen Identität (Plöderl et al., 2005; 2010)
- nicht-heterosexuelle Orientierung (Wichstrøm, 2009; Wichstrøm & Hegna, 2003)
- bei suizidalem Verhalten in Familie und Freundeskreis Freundeskreis (Feigelman & Gorman, 2008)
- bei selbstverletzendem Verhalten (Kirkcaldy et al., 2006; Hawton et al., 2012)
Zudem begünstigen missbräuchlicher Konsum von Alkohol und Drogen sowie Mobbing in der Schule Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen. Persönliche Krisen und familiäre Probleme stellen ebenfalls Risikofaktoren dar.
In der Literatur werden die schulische Situation sowie Mobbing-Erfahrungen (sowohl als Opfer und als Täter – sic!) als weitere Risikofaktoren benannt (Klomek et al., 2007).
Quelle: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-031l_S2k_Suizidalitaet_KiJu_2016-07_01.pdf
Verschwiegen: Statistik Suizid Kinder und Jugendliche
Die Selbstmord-Statistik von Kindern und Jugendlichen wird seit einigen Jahren nicht mehr öffentlich thematisiert – wegen dem Nachahmer-Effekt. Uns liegen Zahlen vor, erschreckend hohe Zahlen. Suizid ist nach Verkehrsunfällen die höchste Todesursache bei Jugendlichen.
Probleme verschweigen macht Schule. Doch wo hier noch eine gewisse Nachvollziehbarkeit gegeben ist, kann und darf dies beim Dulden bekannter Missstände wie Mobbing in der Schule nicht gegeben sein.
Sie wussten keinen Ausweg mehr, weil sie in der Schule wegen ihres Aussehens gemobbt wurden oder nachdem sie sich in Mitschüler desselben Geschlechts verliebten.
Quelle (2013): https://www.tagesspiegel.de/berlin/vor-dem-suizid-beschuetzen-jedes-jahr-nehmen-sich-600-jugendliche-das-leben/8741862.html
Schule – ein Ort der permanenten Kindeswohlschädigung
Laissez-faire, so lautet eine Phrase, die einen fragwürdigen Erziehungsstil bezeichnet und bedeutet:
Sie machen lassen
Dieser Erziehungsstil scheint an deutschen Schulen Usus zu sein. Verpflichtet der Gesetzgeber Schulen zwar dazu, aktiv zu erziehen, die Eltern in der Erziehung zu unterstützen und verlangt der Gesetzgeber Lehrern eine gesteigerte Aufsichtspflicht ab, findet der Laissez-faire anscheinend zunehmend Anwendung.
Trotz permanenter Gefährdung an Schulen: Es passiert nichts
Die Probleme an unseren Schulen und auch die Folgen sind bekannt – Mobbing, Gewalt, Alkohol und Drogen. Probleme, welche die Suizidalitätsrate signifikant ansteigen lassen. Von den psychischen Erkrankungen junger Erwachsener und den Spätfolgen für die Gesellschaft ganz zu schweigen. Doch es passiert einfach nichts!
Mobbende, gewalttätige, Alkohol, Zigaretten und Drogen konsumierende, sich ritzende und anderweitig selbst verletzende Schüler und Schülerin lässt man einfach machen. Laissez-faire.
Vergleich: Inobhutnahmen bei „Verdacht einer Kindeswohlgefährdung“ und tatsächlichen Schädigungen des Kindeswohls
Im gleichen Land, nämlich in Deutschland, wurden im Jahr 2017 rund 61.400 Inobhutnahmen wegen dem Verdacht einer Kindeswohlgefährdung vorgenommen – tausendfach aus hanebüchenen oder an den Haaren herbeigezogenen Gründen. Fast immer in Verdacht oder in denunziativer Absicht beschuldigt: die Eltern.
Der Gesetzgeber hat den Begriff Kindeswohlgefährdung nach wie vor nicht definiert. Und dennoch genügt bereits der „Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung“ jährlich 10.000-fach, um Familien per Staatsgewalt zu trennen.
Gleichzeitig erlegt der Gesetzgeber Lehrern und Schulen auf, aktiv zu erziehen, die Eltern in der Erziehung zu unterstützen und somit fordert man Lehrkräfte auch dazu auf, dem Grundrechtsanspruch von Kindern auf Bildung, Unversehrtheit und Schutz Rechnung zu tragen.
Im gleichen Jahr, genauer im Schuljahr 2017/2018, besuchten rund 11 Millionen Kinder und Jugendliche deutsche Schulen und waren millionenfach nicht nur Kindeswohlgefährdungen ausgesetzt, sondern sogar geduldeter Kindeswohlschädigung. Millionenfach!
Studie der DAK: Schule macht krank
Bereits im März 2014 konstatiert u. a. die Süddeutsche aufgrund einer Studie der DAK:
Fast jeder dritte Schüler klagt laut einer Umfrage der Krankenkasse DAK aus dem Jahr 2013 über Kopfschmerzen, Schlafprobleme, Gereiztheit oder Niedergeschlagenheit. Vor allem Mädchen sind betroffen, 40 Prozent der Schülerinnen geben sogar an, mehrmals in der Woche unter psychosomatischen Beschwerden zu leiden. Eine Studie des Landesamts für Statistik in Thüringen kommt zu dem Schluss, dass sich die Fälle von Asthma bei Achtklässlern in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt haben. Auch die Anzahl der Verhaltensauffälligkeiten ist rapide angestiegen.
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/bildung/jugendmedizin-die-schule-macht-die-schueler-krank-1.1907311-2
Eltern sind die Hände gebunden
Eltern, die sich mit einer Beschwerde an den Klassenlehrer oder die Schulleitung wenden, werden regelmäßig abgeschmettert und mit der Situation alleine gelassen. Hilfen gibt es keine. Stattdessen müssen sich Eltern anhören, sie sollen doch die Schule nicht für deren „häusliche Probleme“ verantwortlich machen.
So geschehen in Demmin, Mecklenburg Vorpommern. Ungeachtet der Tatsache, dass es bis zur Beschulung in ebendieser Schule keine Probleme gab und ebendort Kinder von Mitschülern mit Alkohol, Zigaretten und Drogen versorgt und zu Mobbingopfern gemacht wurden.
Was können Eltern tun, die feststellen müssen, dass ihr Kind in der Schule
- gemobbt wird?
- mit Alkohol und Drogen versorgt wird?
- von sich ritzenden Klassenkameraden zum Ritzen animiert wird?
- dem Nachahmer-Effekt unterliegt, um dazu zu gehören?
- von Mitschülern aufgefordert wird, Alkohol zu besorgen?
- erpresst wird, Schutzgeld zu zahlen?
- aufgefordert wird, Geld zu „besorgen“, um sich „Ruhe“ zu erkaufen?
- von der Klassenlehrerin als Assi und Versager beleidigt wird?
Zunächst mag man an einen Schulwechsel denken. Oder hoffen, dass ein paar Elterngespräche Abhilfe schaffen und das Schulamt interveniert. Doch weder das eine, noch das andere ist wirksam, um sein Kind vor Gewalt, Drogendealern, Mobbing durch Mitschüler oder Lehrer/innen in der Schule schützen.
Denn in allen Bundesländern und in allen Städten und Gemeinden beklagen Eltern dieselben Missstände. Kaum eine Schule – auch keine Privatschule – ist gefeit.
Nicht einmal auf offenes Gehör, geschweige denn auf Verständnis seitens des Lehrkörpers, des Schulleiters oder des Schulamtes dürften Eltern und Kinder hoffen, wie das unsäglich traurige Beispiel an der Berliner Grundschule – der Freitod einer 11-jährigen Schülerin – oder die Erfahrungen der Demminer Mutter zeigen.
Schüler und Schülerinnen unterliegen der Schulpflicht – gnadenlos. Auch dann, wenn die Schulpflicht Kinder krank macht oder Kinder das Leben kostet.