Das ARD Magazin Monitor berichtet am 30. April 2015 über einen spektakulären Jugendhilfeskandal. Haben Leiter und stellvertretender Leiter des Jugendamts Gelsenkirchen in die eigene Tasche gewirtschaftet? Die Recherchen erstrecken sich auch auf den Kinderschutzbund. Leider ist das Video nicht mehr in der ARD Mediathek verfügbar, es wurde auch auf YouTube gelöscht.
Eine Zusammenfassung über den Jugendamtsskandal, der in der Monitor Sendung aufgedeckt wurde, ist in der Wikipedia unter dem Eintrag „Jugendamtsskandal in Gelsenkirchen“ erreichbar. Da der WDR auf Facebook die Monitor-Sendung anteaserte, können Sie auf der Monitor Facebookseite hier den zugehörigen Post über die Sendung „Mit Kindern Kasse machen“ nachlesen.
Mit Kindern Kasse machen Vorwürfe: Auslandsverbringung & Vetternwirtschaft
Der Leiter und sein Stellvertreter vom Jugendamt Gelsenkirchen mehrere Jugendliche zu Jugendhilfemaßnahmen ins Ausland, genauer nach Ungarn in ein „Kinderheim“ verbracht. Jeder Heimplatz wurde vom deutschen Staat mit 5500 Euro pro Monat bezahlt.
Erziehungshilfe auf ungarischem Schrottplatz
Doch statt in einer ordentlichen Kinder- und Jugendeinrichtung, fand die Unterbringung der Jugendlichen auf einem Schrottplatz statt. Anstelle von pädagogischen Fachkräften betreut zu werden, wurden die Jugendlichen von einem Schrotthändler „betreut“.
Unterbringung mangelhaft & keine Schulbildung
Insgesamt waren Unterkünfte sowie Betreuung der Jugendlichen mangelhaft, die Schulbildung während der Auslandsmaßnahmen nicht gewährleistet.
Das Geschäftsmodell von Amtsleiter & Stellvertreter
In führenden Positionen einer mächtigen Behörde wie das Jugendamt lassen sich lukrative Geschäfte machen. So war das Geschäftsmodell der beiden Gelsenkirchener aufgebaut:
- Unternehmen „Neustart“ in Ungarn gründen
- Schrottplatz als Jugendhilfeeinrichtung deklarieren
- Billigarbeitskraft – Schrotthändler – zur pädagogischen Fachkraft Jugendhilfe ernennen
- Jugendliche in Obhut nehmen
- involviertes Kinderheim in Gelsenkirchen überfüllen
- Jugendliche von diesem Kinderheim nach Ungarn verfrachten
- pro Jugendlichem auf Schrottplatz dem deutschen Staat monatlich 5.500 Euro für Erlebnispädagogik in Rechnung stellen
- sich über eine äußerst lukrative Nebentätigkeit erfreuen
Nachdem dieser Skandal aufflog, musste das Geschäftsmodell geändert werden. Geringfügig.
- Gesellschafteranteile an Frau und Bruder übertragen
- genauso weiter machen
Jugendamtsleiter & Stellvertreter Inhaber der Heime in Ungarn
Besondere Brisanz: Der Jugendamtsleiter Gelsenkirchen, Alfons Wissmann, sowie der stellvertretende Leiter des Jugendamts Gelsenkirchen, Thomas Peter Frings. waren die Geschäftsführer der ungarischen Heime des Unternehmens „Neustart“. Beteiligt war unter anderem auch die Heimleiterin des St. Josef Kinderheims. Ausführlich können Sie dazu nachlesen auf Kinderklau-Relaunched.de im Artikel „Jugendamtsskandal Gelsenkirchen: Wie tief ist der Sumpf?„.
Geschäftsführer des Heimes: Leiter & Stellvertreter Jugendamt Gelsenkirchen
Die Stadt Gelsenkirchen hatte im Jahr 2004 Jugendamtsleiter Alfons Wissmann die Nebentätigkeit als Geschäftsführer und Betreiber des ungarischen Heims gestattet. Dieser wiederum gestattete seinem Stellvertreter Thomas Peter Frings selbiges.
Jugendamtsleiter übertragen Heim auf Frau & Bruder
Nachdem dieser Skandal bereits im Jahr 2005 aufflog, kündigte der Leiter vom Jugendamt Gelsenkirchen, Alfons Wissmann an, seine geschäftsführerische Tätigkeit aufzugeben. Alfons Wissmann übertrug seine Gesellschafteranteile an seine Frau. Auch der Stellvertreter Thomas Peter Frings gab vor, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Er übertrug seine Gesellschafteranteile an seinen Bruder. Dennoch übten beide auch nach der Übertragung weiterhin führende Tätigkeiten aus.
Kinderschutzbund macht Buchführung
Mit der Buchhaltung wurde der Kinderschutzbund (Gelsenkirchener Ortsverband) beauftragt. Stellvertretender Vorsitzender des Kinderschutzbundes: Thomas Peter Frings – im Kinderschutzbund arbeiteten weitere Mitarbeiter des Gelsenkirchener Jugendamts.
Jugendamtsleiter Inhaber weiterer Einrichtung
Alfons Wissmann war nicht nur Geschäftsführer des ungarischen Unternehmens „Neustart“. Schon zuvor war er an einem Reiterhof in einer ungarischen Ortschaft als Eigentümer beteiligt.
Das Jugendamt, oft in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund, in dem auch Mitarbeiter des Jugendamts tätig waren, richtete dort Ferienfreizeit aus. Diese wurden jährlich mit der stattlichen Summe von rund 85.000 aus städtischen Mitteln mitfinanziert.
Die Stadt Gelsenkirchen sah sich nach Ausstrahlung der Monitor Sendung „Mit Kindern Kasse machen“ zu einer Pressekonferenz bemüßigt.